Naturschutz & Artenschutz
Es ist eine inzwischen banale Weisheit, dass die Natur gut ohne uns auskommt, wir aber existentiell auf sie angewiesen sind. Und wir brauchen die Vielfalt der Arten, zumal wir die tieferen Zusammenhänge zwischen den einzelnen Spezies noch immer nur ungenügend verstehen.
Nachfolgend haben wir Beispiele zusammengetragen, die Probleme und Engagement für Veränderungen zeigen.
Entdecke mit uns, was sich im Natur- und Artenschutz im Hohen Fläming tut:
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Natur im Garten Erste Plakette in Kranepuhl vergeben
(Kristin Grünke)
Kranepuhl. Die Initiative „Natur im Garten“ entstand in Österreich. Sie bietet denjenigen Beratung und Unterstützung an, denen das naturnahe Gärtnern am Herzen liegt. Der Verein Commutas unter der Leitung von Jenni Heise ist ein gemeinnütziger Verein der politischen, ökologischen und gesellschaftlichen Bildungsarbeit in Kranepuhl. Der alte Vierseitenhof mit seinem zirka 5.000 Quadratmeter großen Garten bietet viel Platz für Menschen, Tiere und Pflanzen.
Davon überzeugte sich Elisa Kallenbach von der Naturparkverwaltung Hoher Fläming kürzlich persönlich. Jenni Heise und Tochter Iva führten durch das weitläufige Areal. Überall gab es etwas zu entdecken, was der Vielfalt von Flora und Fauna zugute kam.
Viele heimische Pflanzen, Kräuter und Obstbäume dort bieten den wichtigen Wildbienen Nahrung und eine alte Ziegelmauer Unterschlupf für vielerlei Insekten. Ein selbst gebautes Insektenhotel mit hohlen Stengeln sind ideale Nistplätze. Eine daneben stehende Schüssel, gefüllt mit Steinen und Wasser löscht den Durst der kleinsten Tiere, ohne dass sie ertrinken.
„Hier ist alles zusammen. Viele Insekten finden hier einen Unterschlupf, Nistplätze, Wasser und Nahrung. Es ist alles da, was sie brauchen“, lobte Kallenbach.
Die Vogelschutzhecke aus verschiedenen Sträuchern mit Beeren und Hagebutten ist nicht nur für die Vögel ein Lieblingsplatz. Ebenso geschätzt wird die Totholzhecke, die allerlei Getier Unterschlupf bietet, und auf den großen Findlingen sonnen sich entspannt die Eidechsen.
Mit dem Kompost und einer angesetzten, ziemlich übel riechende Brennnesseljauche werden die Nutzpflanzen gedüngt. Tochter Iva bediente sich sogleich am Tisch der Gartenvielfalt. Möhren und Erdbeeren genoss sie frisch aus den Hochbeeten. „Das größte Ziel der Nachhaltigkeit sind die Kinder, die damit aufwachsen dürfen.“, lächelte Mutter Jenni Heise.
Elisa Kallenbach war überzeugt. Dieser Garten ist sehr naturnah gestaltet und erfüllt die Voraussetzungen für die Plakette „Natur im Garten“.
„Wir haben uns beworben, um weitere Tipps zu bekommen, was wir noch verbessern können“, so Heise. Tochter Iva nahm stolz die erste Plakette „Natur im Garten“ entgegen, die im Naturpark Hoher Fläming verliehen wurde.
Nachgefragt bei Elisa Kallenbach vom Naturpark Hoher Fläming
Honig aus Bad Belzig Christopher O´Neill produziert ihn selbst
(Eva Loth)
Ein knuspriges Brötchen mit Honig – was gibt es Leckereres zum Frühstück? Die Auswahl in Supermärkten und Discountern ist riesig. Viele Produkte werden jedoch von weit her importiert, was eine verheerende CO2 Bilanz zur Folge hat. Und trotz vieler Vorschriften und Kontrollen weiß man nicht genau, was da eigentlich drin ist. Pestizidbelastungen sind die eine Seite, aber auch der Zusatz von Zucker und dessen Ersatzstoffen, obwohl der Honig an sich ja süß genug ist. So wird er länger haltbar gemacht. Aber der Zuckerzusatz hat auch Auswirkungen auf uns Konsumenten.
Das stellte auch Christopher O´Neill irgendwann fest. Früher nahm er viel Zucker in den Kaffee. „Man wurde immer dicker“, sagte er schmunzelnd. Und so stieg er auf Honig um. Aber das Angebot befriedigte ihn nicht.
Christopher O´Neill reiste als IT-Experte in der ganzen Welt herum. Er stammt eigentlich aus Sierra Leone, lebt aber schon seit 1999 in Bad Belzig und fühlt sich dort zu Hause. Deutsch hat er relativ schnell gelernt. „Das ging gut, vor allem, wenn man mit Menschen Kontakt hat“, sagte er. Als Corona kam, war es vorbei mit dem Reisen. Und so suchte sich Christopher O´Neill einen Ausgleich.
Wegen seiner Liebe zu Honig begann er mit dem Imkern. „Jetzt habe ich meinen eigenen Honig, da weiß ich genau, was drin ist“, so Christopher O´Neill.
Inzwischen hat er acht Völker. Einige stehen in Wiesenburg bei Tischler Jörg Spatzier. Sein feuchter Naturgarten bietet ideale Möglichkeiten für die Bienen. „Außerdem sind die Flächen in der Umgebung ausschließlich für die Heugewinnung da“, erklärt Jörg Spatzier. So ist das Risiko einer Belastung durch Pestizide ziemlich gering. Darauf legt auch Christopher O´Neill großen Wert. Seine Völker bleiben an diesem Standort, von Rapshonig hält er nichts. „Zum einen mag ich ihn nicht, zum anderen weiß ich nicht, ob nicht doch gespritzt wurde“, erklärte er die Gründe.
Aber der Klimawandel und die damit verbundene Trockenheit machen auch vor unseren Honigbienen nicht halt. Das zeigt sich nicht unbedingt in der Honigproduktion, aber es gibt einfach weniger Blühpflanzen. Das hat Christopher O´Neill gemerkt, als er anfangs mit seinen Bienen in Verlorenwasser war. „Da war es einfach zu trocken“, sagte er. Die Bienen fanden zu wenig Nahrung. Und natürlich haben auch die Insekten Durst. In Wiesenburg ist der Standort feucht mit kleinen Teichen. Da finden die Bienen ausreichend Wasser. An anderen Standorten hat Christopher O´Neill Wasserbehälter mit Korkstücken zu stehen. „Die Bienen können nicht schwimmen und würden jämmerlich ertrinken, wenn sie keinen Landeplatz haben“, erklärte er.
Auch der kalte Winter ist an den Bienen nicht spurlos vorüber gegangen. „Es war einfach über längere Zeit zu kalt und die Völker noch zu klein“, sagte Christopher O´Neill. Bienenvölker bilden im Winter Trauben im Stock und wärmen sich gegenseitig. Ein paar Völker hat Christopher O´Neill über den Winter verloren.
Auf der Wiese sah er plötzlich eine Biene, die größer war als die anderen. Er vermutete eine Königin und fing sie in einem Glas ein. Bienenköniginnen werden übrigens nur in der Luft begattet, die Drohnen werden nach getaner Arbeit aus dem Bau geworfen. Eine Honigbiene lebt zwischen 30 und 60 Tagen und produziert in dieser Zeit ein bis zwei Teelöffel Honig.
Ziegen in der Brautrummel Die Geißen von Max Hafemann helfen bei der Waldpflege
(Eva Loth)
Weidetiere im Wald sind heute ein ungewöhnlicher Anblick. Bis vor etwa 200 Jahren war das noch anders, da wurden die Wälder ganz selbstverständlich auch für die Tierhaltung genutzt. Das führte stellenweise zu einer Übernutzung des Waldes. Dennoch stellt sich die Frage, ob das grundsätzliche Herausdrängen der Weidenutzung aus dem Wald auch zielführend für den Naturschutz ist. Fest steht, dass früher, als Tiere noch im Wald weideten, ein wesentlich größeres Artenspektrum an großen Pflanzenfressern vorkam. Davon ist heute bestenfalls noch Reh- und Damwild übrig. Man muss davon ausgehen, dass es früher keinen „dunklen“ geschlossenen Wald gab, sondern ein strukturreiches Ökosystem.
Heute beschränkt sich die Beweidung von Waldflächen auf wenige kleine Projekte. Noch immer zählt die Beweidung forstlich genutzter Flächen zu den außergewöhnlichen Managementmaßnahmen des Naturschutzes. Am Beispiel um Hobrechtsfelde am nördlichen Berliner Stadtrandwird gezeigt, wie im Naturpark Barnim mittels extensiver Ganzjahresbeweidung auf mehr als 800 Hektar Fläche der halboffene Charakter dieser Landschaft erhalten werden kann und dabei vorhandene Zielstellungen der Forstwirtschaft, des Naturschutzes und der Erholungsnutzung in Berlin und Brandenburg länderübergreifend in Einklang gebracht werden können. Die vormalige Riesenfeldlandschaft wandelt sich vom Altlastenstandort zum attraktiven stadtnahen Naherholungsgebiet.
Die Brautrummel
Die Brautrummel ist eine der bekanntesten Rummeln im Hohen Fläming, die in der letzten Weichseleiszeit entstanden. Sie liegt in der Nähe von Grubo, ist bis zu zehn Meter tief und zwischen 30 und 120 Meter breit.
Ihren Namen erhielt die Rummel nach einer Überlieferung, nach der sich einst ein Brautpaar in der üblicherweise trockenen Rummel aufgehalten haben soll. Als ein Gewitter aufzog soll das Brautpaar das zu spät bemerkt haben. Das Wasser soll so schnell eingeströmt sein, dass sie es nicht mehr schafften, die rettenden Hänge zu erklimmen und ertranken.
Die Hänge sind mit Kiefern, Birken und Stieleichen, daneben auch mit Faulbäumen, Ebereschen und Schlehen bewachsen.
Im Naturpark Hoher Fläming gibt es seit etwa drei Jahren nun auch einen ersten, wenn auch nur kleinflächigen und zeitweisen Versuch, Tiere wieder im Wald auf ausgewählten Standorten weiden zu lassen. In der Brautrummel bei Grubo ist seit Ende Juni 2021 eine Ziegenherde unterwegs und soll Relikte wertvoller Trockenrasen und Heiden wieder zum Vorschein bringen. Die Brautrummel steht nämlich als Flora-Fauna-Habitat-Gebiet (kurz FFH Gebiet) unter besonderem europäischen Schutz und bietet seltenen Arten einen Rückzugsraum.
Durch den Verbiss gelangt mehr Licht in den Wald. Lichtliebende Pflanzen können sich entwickeln und verschiedene Insekten und Kleintiere sich ansiedeln. Aber der Weg bis dahin war und ist nicht einfach, weiß Andrea Künnemann von der Naturparkverwaltung zu berichten. „Waldweide ist laut dem Landeswaldgesetz verboten und nur aus Naturschutzgründen möglich“, sagt sie. Viele Abstimmungen vorab waren nötig, aber intensive und offene Gespräche haben zu einem guten Konsens geführt. Gemeinsam mit der Unteren Naturschutzbehörde, der Forstverwaltung, der Universität Potsdam, dem Naturpark und immerhin 15 verschiedenen Eigentümern konnte nun das Projekt von der Naturparkverwaltung umgesetzt werden. Große Unterstützung kommt dabei von der Gemeinde Wiesenburg/Mark als größter Flächeneigentümer. Die Gelder kommen vom Landesamt für Umwelt speziell für Naturschutzmaßnahmen im Wald.
Die Tiere gehören Max Hafemann. Max Hafemann hat überall nach Weideflächen für seine Tiere gefragt und der Naturpark Hoher Fläming war überaus froh über die Anfrage. Nun zieht der gelernte Schäfer mit seinen Tieren durch den Fläming, unterstützt von seiner Lebenspartnerin Josephine Rauhut. Die ersten Flächen beweideten die Tiere bei Schwanebeck. Dann kam der Umzug auf den Presseberg in Bad Belzig und nun in die Brautrummel. Beide Gebiete stehen als FFH-Gebiet unter besonderem Schutz und beherbergen seltene Arten, die auf eine Pflegenutzung angewiesen sind.
Immer begleitet und unterstützt wird die Herde von Hütehündin Maja, einem gestromten Harzer Fuchs. Sie kommt nur zum Einsatz, wenn die Herde weiterzieht. Mit ihrer ruhigen Art hält sie die Ziegen im Zaum. In den mit einem Elektrozaun eingegrenzten Weideflächen passen vier Herdenschutzhunde auf die Tiere auf. Bisher haben diese ihre Arbeit gut gemacht, es gab keine Angriffe von Wölfen oder anderen Tieren.
Die ersten Ergebnisse der Beweidung sind bereits gut sichtbar. „Am Eingang der Rummeln standen Gras und Brennnesseln über einen Meter hoch, viele der Feldsteinhaufen waren nicht mehr zu sehen“, weiß Andrea Künnemann. „Ziel ist eine regelmäßige Beweidung, um Störanzeiger wie die Brennnessel zurückzudrängen. Das wird aber einige Zeit in Anspruch nehmen“, so Andrea Künnemann.
Andrea Künnemann besucht die Herde regelmäßig, um sich die Ergebnisse anzusehen. Bisher entspricht alles ihren Vorstellungen. Sogar einige Pflanzen Heidekraut hat sie wiederentdeckt. „Das wäre toll, wenn sich das wieder etwas ausbreiten würde“, freut sie sich. In einigen bereits beweideten Teilbereichen sind wieder offene Bodenstrukturen zu sehen. Hier entsteht nicht nur Platz für lichtliebende Pflanzenarten, auch bestimmte Wildbienenarten brauchen offene Bodenstellen, in die sie ihre Bruthöhlen graben.
Stellt sich letztendlich die Frage, wie man die Ziegen davon abhält, Bäume und Sträucher anzunagen, die nicht beschädigt werden sollen. „Das ist ganz einfach“, schmunzelt Max Hafemann, „man beschmiert die Gehölze mit Exkrementen, egal von wem, das hält die Ziegen fern.“
Wolf Ein Top-Prädator zwischen Faszination und Frust
Aus der Informationsbroschüre des Wolfsausschusses des Amtes Niemegk
Die positiven Aspekte der hohen Wolfsdichte sind:
Artenschutz: Der Bestand der deutsch-polnischen Wolfspopulation ist in einem günstigen Erhaltungszustand und weiter wachsend.
Wald: Es werden weniger Jungbäume verbissen, weil das Wild weniger wird und es sich mehr bewegt.
Wild: Der Wolf ist ein großes Raubtier und wirkt als „Gesundheitspolizei“ im Wildbestand.
Die negativen Aspekte der hohen Wolfsdichte sind:
Landwirtschaft: Die Anzahl der gerissenen Nutztiere nimmt proportional mit den Wolfszahlen zu. Die offizielle Rissstatistik zeigt dabei nur den Teil der gemeldeten und bestätigten Risse. Die Dunkelziffer (nicht gemeldete Risse) ist erheblich. In unseren Gemeinden wurden nur etwa 20% der Risse gemeldet. Insbesondere die kleineren landwirtschaftlichen Betriebe sind wirtschaftlich stark betroffen und geben oftmals die Tierhaltung auf.
Öffentliche Kosten: Allein im Land Brandenburg liegen die Jährlichen Beihilfen und Entschädigungen bei etwa 2 Mio. Euro, zuzüglich der Personalkosten für Antragsbearbeitung, Monitoring, Gutachter und weiteres.
Angst in der Bevölkerung: In unseren Gemeinden fühlt sich ein Drittel der Bevölkerung durch die Wölfe in ihren Freiheiten eingeschränkt. Das betrifft insbesondere Waldaufenthalte, draußen spielende Kinder und Spaziergänge mit Hunden.
Jäger: Durch die Reduzierung von Wildbeständen geht das Interesse an jagdlicher Pacht zurück.
Ökologie: Tierweiden sind die Landwirtschaftlichen Nutzflächen mit der höchsten Biodiversität. Hohe Wolfsbestände führen zu einem spürbaren Rückgang der Weidetierhaltung. Bei hoher Wolfsdichte werden bestimmt Wildtierarten stark dezimiert (z.B. das Muffelwild).
Fazit:
Die wenigsten Menschen sind gegen eine komplette Ausrottung des Wolfes. Sie wünschen sich aber ein vernünftiges Wolfsmanagement. Das kann sich Deutschland von nördlichen und östlichen Nachbarländern abschauen, die langjährige Erfahrungen mit dem Wolf haben. Dort gibt es ein aktiveres Wolfsmanagement, das unkomplizierte Entnahmen (Bejagung) von Wölfen zulässt, wenn es zu stärkeren Konflikten mit dem Menschen kommt oder die Wolfszahlen zu stark steigen.
Ein aktives Wolfsmanagement ist also unbedingt nötig. Auf der einen Seite sollten Wolfsmindestbestände möglichst für ganz Deutschland definiert und kontrolliert werden. Auf der anderen Seite muss aber auch aktiv entnommen werden, wo es zu deutlichen Rissen an Haus- und Nutztieren kommt und wo der Wolf dem Menschen häufiger zu nahe kommt. Um den Wolf in konfliktarme Gebiete zu lenken und die Wolfszahlen in einer gewünschten Bandbreite zu halten, ist die kontrollierte Jagd das einzig wirksame Mittel. Der bürokratische Aufwand sollte dabei gegenüber dem heutigen Umgang mit Problemwölfen deutlich reduziert werden. Voraussetzung für ein aktives Wolfsmanagement ist jedoch eine Anpassung der Gesetze bzw. der gesetzlichen Einstufung des Wolfes auf EU-, Bundes- und Landesebene.
Interview mit Paul Wernicke
(Eva Loth)
Die Anwesenheit von Wölfen wird vermehrt zum politischen Thema in der Öffentlichkeit. Vor allem auch im waldreichen Hohen Fläming. Es gibt wahrscheinlich keine andere Tierart, die so heftige und gleichzeitig so unterschiedliche Emotionen hervorruft.
Nachgegangen wird den Fragen: Freund oder Feind? Gefahr oder Bereicherung für Land und Menschen? Geklärt werden muss zudem, ob es möglich ist, in friedlicher Koexistenz mit einem großen Beutegreifer in dicht besiedelter Kulturlandschaft zu leben.
„Ich finde, dass die Anwesenheit eines großen Beutegreifers unsere Kulturlandschaft bereichert und ich kann gleichzeitig viele Sorgen und Nöte von Kritikern nachvollziehen“, sagt dazu Paul Wernicke von der Wildnisschule Hoher Fläming.
Aber: „Nur wenn wir Menschen unser Verhalten ändern, werden die Grauen hier in der Bundesrepublik eine Chance auf mehr Verständnis und Akzeptanz haben“, so der Wildnisexperte.“
Seltene Großtrappen Der märkische Strauß ist trotz Schutzmaßnahmen in Gefahr
Die Belziger Landschaftswiesen – Lebensraum der Großtrappen
(Kristin Grünke)
Der Hohe Fläming hat viel zu bieten. Dazu gehört auch der schwerste flugfähige Vogel der Welt: Die Großtrappe. Die Hähne erreichen ein Gewicht von bis zu 17 Kilogramm bei einer Größe von bis zu 105 Zentimeter.
Zu Wendezeiten fast verschwunden
Als Bewohnerin offener Steppen wanderte sie nach Rodungen der Wälder und nach der Entstehung weitläufiger Landwirtschaftsgebiete in die feuchten Niederungen Brandenburgs ein. Die Bestände des “märkischen Straußes” nahmen jedoch drastisch ab, seit die Landwirtschaft intensiviert wurde. 3.000 Exemplare lebten in den 1940er Jahren in Deutschland, in den 1990er Jahren nur noch 57 Tiere. Die Industrialisierung der Landwirtschaft und insbesondere die maschinelle Mahd führte zur drastischen Bestandsabnahme durch die Tötung der brütenden Hennen auf dem Gelege und die Zerstörung der Nester.
Die Rettung der Großtrappe
Daraufhin wurden große Anstrengungen unternommen, um die letzten Lebensräume der Großtrappen zu sichern. Zum Beispiel verzichtet die Landwirtschaft hier auf den Einsatz von Mineraldünger und Pestiziden, so dass wieder eine hohe Artenvielfalt der Flora entstehen konnte und somit die Insektenwelt überlebte. Nicht nur die Großtrappe profitiert vom Schutz des Lebensraumes. Zirka 170 andere Vogelarten, wie Wiedehopf, Raubwürger, Ziegenmelker, Steinkauz und Kiebitz leben hier dank der umweltverträglich gestalteten Landwirtschaft.
Gefahren für die Großtrappen lauern aber auch aus der Tierwelt. Der Waschbär, der Rotfuchs und der Marderhund fressen gern die Eier und Jungtiere der Bodenbrüter. Auf dem Speiseplan des Wolfes stehen sie nicht. Zwei errichtete Schutzareale in den Belziger Landschaftswiesen, die die Räuber effektiv aussperren, schützen so die Hennen beim Brüten.
Gelege und Brut
Zumeist werden zwei Eier in eine Bodenmulde gelegt und 21 bis 26 Tage bebrütet. Das Weibchen ist dabei auf sich allein gestellt. Vom Hahn hat es keine Unterstützung zu erwarten. Die Küken folgen ihren Müttern bereits am zweiten Tag, müssen allerdings zwei Wochen lang mit Insekten gefüttert werden.
Noch immer in Deutschland gefährdet
In Deutschland leben momentan zirka 300 Exemplare in vier Schutzgebieten, die alle in Brandenburg und Sachsen-Anhalt liegen. In den Belziger Landschaftswiesen leben zirka 60 dieser großen Vögel. Im Fiener Bruch, im Havelländischen Luch des Naturparks Westhavelland und im Zerbster Land finden die restlichen Großtrappen ihr Zuhause, wobei ein natürlicher Austausch der Lebensräume stattfindet.
Die Balz
Ein besonderes Schauspiel ereignet sich in der Balzzeit. Um so viele Weibchen wie möglich anzulocken, stülpt das Männchen sein Gefieder um, so dass der sonst graubraune Vogel wie ein unförmiger Schneeball aussieht. Der Hahn legt seinen Kopf weit zurück, plustert seinen Kehlsack auf und richtet seine Bartfedern nach oben. Die Flügel werden nach hinten gedreht und die Schwanzfedern nach vorn gerichtet. Dabei stampft er mit seinen kräftigen Beinen auf der Stelle und dreht sich um die eigene Achse. Somit stellt er sich von allen Seiten für die Hennen zur Schau. Sein Herz schlägt zirka 600mal in der Minute. Mit einem kräftigen Pups endet diese männliche Demonstration, bevor der Hahn sich kurze Zeit später wieder “verwandelt”.
Hier eine ältere Web Storie zur Balz von unserer Partnerseite Zauche 365
Besichtigungstouren
Die Naturwacht Hoher Fläming bietet Interessierten Touren an, um den “märkischen Strauß” live in den Belziger Landschaftswiesen zu erleben.
Dort befindet sich eines der wichtigsten Vogelschutzgebiete Brandenburgs für viele Wiesenbrüter und ein Lebensraum der Großtrappen. Dank des Beobachtungsturms bei Freienthal und eines guten Fernglases, am besten eines Spektivs, können Naturliebhaber zahlreiche Tiere entdecken und die wunderschöne Aussicht in die Belziger Landschaftswiesen genießen.
So klingen Großtrappen
Weiter geschützt
Das rund 7.600 Hektar umfassende siedlungsfreie Gebiet gehört zum Naturpark Hoher Fläming. 4.435 Hektar der Belziger Landschaftswiesen sind seit 2005 als Naturschutzgebiet geschützt. Die Staatliche Vogelschutzwarte Brandenburg und die Naturwacht sichern diesen Schutz ab.
Um die Zahl der Großtrappen weiterhin zu erhöhen, werden Eier des ersten Geleges eingesammelt und in Buckow, nördlich der Stadt Brandenburg, künstlich ausgebrütet. Die künstliche Brut und die zielgerichtete Auswilderung sind aktuell unverzichtbar, um das Aussterben der Großtrappen zu verhindern. “Erklärtes Ziel des Großtrappen-Schutzes ist es, mit der Auswilderung die wild lebenden Bestände zu stützen. Und zwar nur so lange, bis eine natürliche Reproduktion dies überflüssig macht.”, heißt es beim dortigen Förderverein Großtrappenschutz, der mit ehrenamtlichen Mitarbeitern die schwierige Aufgabe der Auswilderung übernimmt.
“Nachdem die Eier des ersten Geleges entnommen wurden, richten sich die Hennen ein zweites Gelege ein.”, erklärte Marina Czepl von der Naturwacht Hoher Fläming, so dass eine natürliche und eine künstliche Brut erfolgen und die Gesamtzahl dieser besonderen Vögel weiterhin steigt.
Mauersegler, Rauch- und Mehlschwalbe Nisthilfen für Gebäudebrüter
(Eva Loth)
Die Naturparkverwaltung Hoher Fläming unterstützte im Jahr 2021 das Anbringen von Nisthilfen im Naturpark für die Gebäudebrüterarten Mauersegler, Rauch- und Mehlschwalbe und stellte 180 Nisthilfen bereit. Engagierte Privateigentümer, aber auch Vereine, Wohnungsbaugesellschaften, Schulen, Kirchen oder Gemeinden konnten ihr Interesse der Naturparkverwaltung in Raben mitteilen.
Wenn es in der Umgebung der Gebäude oder in der Ortschaft bereits Schwalben oder Mauersegler gibt, ist die Ansiedlung immer leichter, denn die Vögel sind ortstreu und kommen gern an angestammte Plätze zurück. Eine weitere Möglichkeit, sie anzulocken, sind Audioaufnahmen, die den Vögeln vorgespielt werden. Das hat sogar schon funktioniert. Bei der Wahl des Standortes für die Nisthilfe sollte generell auf eine ausreichende Entfernung zu potenziellen Stör- und Gefahrenquellen, wie bsw. die Nähe zu Mauervorsprüngen, Fensterbrettern etc. geachtet werden, um zu verhindern, dass Katzen oder Waschbären die Vögel erreichen.
Insgesamt wurden die 180 Nisthilfen an 49 verschiedenen Standorten fast über das gesamte Naturparkgebiet aufgehängt. In Brück wurden an der Oberschule zehn Mauersegler-Kästen direkt am Schulgebäude angebracht. Betreut und begleitet wird das Vorhaben von den Hausmeistern und interessierten Schülern. Auch das Amt Niemegk unterstützt die Nisthilfen-Aktion und hängte an der Turnhalle der Robert-Koch Grundschule fünf Nistkästen für den Mauersegler auf.
Ab dem Frühling 2022 wurde es also spannend: Werden die Tiere nach ihrer langen Reise die Nisthilfen annehmen? Um den Erfolg des Vorhabens einschätzen zu können, bleibt die Naturparkverwaltung mit allen Kooperationspartnern in den nächsten drei Jahren eng in Kontakt und besucht sie regelmäßig.
Einer der Standorte befindet sich in Locktow. Dort betreibt die Familie Ernicke eine kleine Landwirtschaft im Nebenerwerb. Unter dem Torhaus gab es schon immer Schwalben. Die Familie hat sie brüten lassen und so wurden es von Jahr zu Jahr immer mehr.
Inzwischen brüten unter dem Torhaus 58 Pärchen. Normalerweise bauen sich die Schwalben ihr Nest selbst aus kleinen Lehmkügelchen. Aber das kostet natürlich Zeit, so dass später mit der Brut begonnen wird. So hat sich die Familie um künstliche Nisthilfen beworben. Zusätzliches Problem sind die Spatzen. Diese nehmen die Schwalbennester gern als Winterquartier und zerstören diese teilweise. Deshalb hätte Familie Ernicke gern noch mehr der künstlichen Nisthilfen.
„Solche Gehöfte wie beispielsweose bei Erhard Ernicke in Locktow sind ideal für die Schwalben“, so Andrea Künnemann von der Naturparkverwaltung Hoher Fläming. Die Schwalben brauchen viele Insekten zur Aufzucht ihrer Jungen, und wo Tierhaltung ist, gibt es ausreichend davon.
Aber wie kommt es, dass Mehl- und Rauchschwalben ausgerechnet an Scheunen und in Ställen brüten? Andrea Künnemann (Naturparkverwaltung Hoher Fläming) weiß die Antwort.
Andrea Künnemann: Warum Mauersegler in Ställen und Scheunen brüten?
Nicht immer sind die Schwalben unterm Dach jedoch erwünscht. Es gibt natürlich Dreck durch den Kot, den sie fallen lassen. Darüber ärgern sich mitunter auch die Frauen der Familie. „Aber das ist ja nur ein halbes Jahr“, so Erhard Ernicke, denn im September machen sich die Vögel schon auf in ihre Winterquartiere.
Unterstützt wird Erhard Ernicke schon immer von Sohn Stephan. Dieser hatte seinen Zivildienst bei der Naturwacht in Baitz gemacht. Dadurch wurde seine Beziehung zur Natur und ihren Tieren immer enger. „Für mich ist der Umgang mit Tieren normal“, sagt Stephan Ernicke. Er kennt es seit der Kindheit nicht anders.
Zwei Steinkäuze in Pflege
Im Moment kümmert er sich gemeinsam mit Norbert Eschholz um junge Steinkäuze. Dazu wurde ein alter Strohhänger mit einer Voliere bebaut. Dort ziehen die Steinkauzeltern derzeit zwei kleine Käuzchen auf, die später ausgewildert werden, wenn sie groß genug sind.
Seit 2022 wird auch die aktive ökologische Umgestaltung von Haus- und Bauerngärten durch die Naturparkverwaltung Hoher Fläming gefördert. So finden auch Gebäudebrüter im Umfeld bessere Voraussetzungen. Man kann sich für alte Obstbaumsorten und Stauden für Insekten bewerben.
Initiative für die Natur e.V. Mit offenen, liebevollen Augen durch die Umwelt
(Thea Hönicke)
Bad Belzig. Am 06.10.2018 wurde die “Initiative für die Natur” offiziell gegründet. Die ersten Mitglieder trafen sich in Bad Belzig, machten sich einen gemütlichen Tag, lernten sich persönlich kennen, formulierten ihre Ziele und planten ihre zukünftigen Aktionen. Die “Facebook-Gruppe” wurde zur aktiven Initiative im Internet!
Nach ersten Teilnahmen an Demonstrationen für den Tier und Naturschutz ist die Initiative Stück für Stück dazu übergegangen, eigene Aktionen zu planen und durchzuführen.
Schon im Jahr 2019 starteten sie gemeinsam mit der Künstlerin, Julie Böhm, die Aktion “Tree of life” und organisierten eine Kundgebung auf dem Schlossplatz in Wittenberg. Mit “Tree of life” hat die Initiative, dank vieler Spender und Unterstützer, nun schon ca. 6000 Bäumchen in den Flämingboden gebracht. Darüber hinaus organisieren die Mitglieder der Initiative Müllsammlungen, stellen und betreuen Amphibienschutzzäune, verbreiten Informationen zum Tierschutz, arbeiten eng mit “Wittenberg vegan” und “Allianz Wolf Brandenburg” zusammen und mischen sich mit Stellungnahmen oder auch Anzeigen ein, wo immer sie es für notwendig erachten.
Arbeitsbereiche der "Initiative für die Natur e.V."
“Natürlich könnte unsere Arbeit noch umfassender und erfolgreicher sein, doch ein Tag hat leider nur 24 Stunden und die Anzahl der ‘ehrenamtlichen Schultern’ ist leider begrenzt”, findet der Vorsitzende, Jürgen Hauschke.
Interessierte sind herzlich eingeladen, sich auf der Homepage der Initiative für die Natur zu informieren. Die Mitglieder freuen sich über jeden neuen Mitstreiter.
Seit August 2022 ist die Intiative für die Natur ein eingetragener, gemeinnütziger Verein. “Und wir haben noch viele Pläne!”, versichert Jürgen Hauschke.
LEITSATZ der “Initiative für die Natur e.V.”
Wann, wenn nicht jetzt?
Wo, wenn nicht hier?
Wie, wenn ohne Liebe?
Wer, wenn nicht wir?
(Rio Reiser)
Wir verstehen uns als Aktionsgemeinschaft, deren Mitglieder sich in ganz Europa um Tier- und Naturschutz und auch um das Wohl von Menschen vor der eigenen Haustür kümmern. Unsere Lebenseinstellung ist es mit OFFENEN, LIEBEVOLLEN AUGEN durch unsere Umwelt zu gehen und HELFEND zu wirken. Das ist unsere Leidenschaft, die mit Einsatzbereitschaft und Ideenreichtum jedes Einzelnen die Welt ein kleines bisschen besser macht.
Gemeinsam sind wir stark und können etwas erreichen. Wir alle hier haben eins gemeinsam: Wir lieben Mutter Erde und verurteilen was derzeit mit ihr geschieht. Zu lange haben wir zugesehen und alles den Falschen überlassen – jetzt ist die Zeit für Eigenverantwortung, aktives Handeln und Zivilcourage! Es ist Zeit aufzustehen und unsere Stimmen zu erheben zu einem mächtigen Chor der Empathie.
Wir möchten unsere Mitmenschen, Freunde und Nachbarn sensibilisieren und zur Initiative ermuntern, sie anstecken und das Konzept verbreiten und erweitern. Welches Geschenk ist wichtiger; größer für uns und alle Lebewesen als eine intakte Natur?
Wer Freund/in unserer Initiative wird sollte sich darüber bewusst sein, dass wir nicht nach stummen Zuschauern suchen. Wir wünschen uns Mitstreiter die sich nach ihren Möglichkeiten und Fertigkeiten ins Team einbringen und etwas bewegen. Gemeinsam sind wir stark!
Regentonnen abdecken Gefahr für Fledermäuse und Co.
(Eva Loth)
Die Trockenheit und der fehlende Regen sind für unsere wilden Tiere eine schwierige Zeit. Denn auch sie haben Durst und suchen überall nach Wasserquellen. Nicht selten auch im heimischen Garten. Dort haben viele Kleingärtner Wassertonnen aufgestellt um Regenwasser für die Bewässerung aufzufangen. Und gerade dort liegt die Gefahr.
Immer wieder melden sich Leute bei Katrin Mielsch von der Naturwacht in Baitz, weil sie ins Wasser gefallene Tiere finden. „Manchmal können wir sie noch retten“, sagt Katrin Mielsch, “aber oft meldet man uns auch Totfunde.“ Es sind oft Fledermäuse und Vögel, aber auch kleinere Säugetiere wie zum Beispiel Igel.
„Wir haben eine große Bitte an die Kleingärtner, decken sie bitte ihre Tonnen ab oder versehen sie diese zumindest mit einer Ausstiegshilfe“, so Katrin Mielsch. Gefährlich sind auch in den Boden eingelassene Swimmingpools oder Regentonnen. Um die Tiere mit Wasser zu versorgen, reichen flache Schüsseln oder Teller.
Eine Gefahr sind auch Dachrinnen, die in die Erde gehen. Hier fallen Jungvögel und Fledermäuse einfach hinein und haben keine Chance mehr, sich zu befreien. Oft bemerkt man das erst, wenn Dachrinnen und Rohre gereinigt werden. Abhilfe schaffen kann ein kleines Gitter oder Sieb über dem Fallrohr. Das hat dann doppelten Nutzen – die Tiere sind geschützt und es fällt kein Dreck in das Fallrohr.
Wenn es die ersten kräftigen Gewitter gibt, meist Mitte/Ende Juni, wandern die jungen Kröten über die nassen Wiesen aus ihrer Kinderstube in Teichen und Bächen an Land. Deshalb bittet Katrin Mielsch, vorher noch einmal Rasen und Wiesen zu mähen und nicht erst nach dem Regen. Die Amphibienpopulation geht immer weiter zurück und durch solche kleinen Maßnahmen kann wenigstens ein Teil der Jungtiere geschützt werden.
Ist trotzdem mal eine Fledermaus in der Regentonne gelandet, bitte diese nur mit Handschuhen anfassen. Die Tiere habe ein kleines Raubtiergebiss und es tut schon richtig weh, wenn man gebissen wird. Dann das Tier ausbruchssicher unterbringen und am Abend wieder freilassen. Notfalls kann man sich auch an die Naturwacht in Baitz unter 033841-43734 wenden, dort findet man Hilfe.