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Der Wunsch nach dem Plusbus 50 Jahre Bus zwischen Görzke und Ziesar

(Andreas Koska)

Ziesar. Die Wiederbelebung des Bahnverkehrs und die Wiedereröffnung stillgelegter Bahnstrecken werden in Brandenburg vorangetrieben. Für die Bahnstrecke zwischen Görzke und Ziesar ist der Zug jedoch endgültig abgefahren. Trotzdem wünscht man hier, wie überall im ländlichen Raum mehr ÖPNV.

Es ging Hand in Hand, am 29.09.1973 wurde die Kleinbahnstrecke zwischen Görzke und Ziesar eingestellt und der erste Bus fuhr los. Dass auch eine Buslinie ein Grund zum Feiern sein kann, zeigte sich vor kurzem in Ziesar. Genau 50 Jahre später traf man sich auf dem Zieseraner Burghof, um daran zu erinnern.

Gestern und heute: v.l.n.r. Hans-Jürgen Henning,Julis Lange, Martin Grießner, Anke Wollweber, Steven Koch, René Mertens und Karsten Gericke

Es mag widersprüchlich klingen, denn wie sich der ehemalige Geschäftsführer der Regiobus, Hans-Jürgen Henning erinnert, wollten noch vor zehn Jahren der damalige Bürgermeister der Stadt und der damalige Amtsdirektor noch keine Anbindung der Bischofsburg an den Öffentlichen Personennahverkehr. Die heutigen Akteure sehen es anders. Der ehrenamtliche Bürgermeister der Stadt, René Mertens empfindet nicht nur Freude anlässlich des Jubiläums.

Ausschnitt aus dem Routenplan mit dem Fläming

„Ich habe auch Kritik, ich würde mir eine bessere Anbindung wünschen und nicht nur einen auf Schüler abgestellten Verkehr“, sagte Mertens zur Begrüßung.

Und auch der seit einem halben Jahr amtierende Amtsdirektor Karsten Gericke hatte Visionen.

„Ich würde mir eine Plusbuslinie zwischen den Bahnhöfen Wusterwitz und Wiesenburg über Ziesar und Görzke wünschen“, sagte Gericke, der betonte, dass man bei solchen Angeboten einen langen Atem haben muss. Eine Plusbusanbindung nach Brandenburg würde er auch befürworten.

„Es ist klar, dass die Busse nicht sofort überfüllt sein werden“, betonte der Verwaltungschef.

Im Augenblick verkehren 593 und 596 auf der Strecke, sie werden vom Busunternehmen Julius Lange bedient sowie die Linie 588 der Regiobus.

IK66
IK66 nach Belzig mit historisch falscher Anzeige, dadamals noch kein “Bad”.

„Die Verkehrswende in Zeiten von Klimawandel, Kostensteigerungen und Fahrermangel umzusetzen wird eine besonders große Herausforderung für mittelständige Unternehmen. Deshalb sind faire Ausschreibungen mit funktionalen Elementen, die das Knowhow der Unternehmen vor Ort einbezieht, für den langfristigen Erhalt am Markt wichtig. Das Unternehmen Lange möchte seine Tradition eines zuverlässigen Fahrbetriebes mit einem modernen Fuhrpark im Hohen Fläming noch lange fortführen.”, versicherte Busunternehmer Julis Lange.

Alte Fahrscheine
Alte Fahrscheine

Der 32jährige bezog sich damit auf die aktuelle Situation. Ab 2026 werden alle Linien von der Regiobus betrieben, die privaten Busunternehmen sind dann nur noch im Auftrag der Regiobus als Subunternehmen unterwegs. Neben Lange sind es im Fläming und der Zauche: Glaser aus Klepzig, Behrendt aus Lehnin, Sabinchentours aus Treuenbrietzen sowie Reich aus Jüterbog.

Allerdings wurde den Unternehmen zugesichert, weiterhin die bisherige Fahrleistung erbringen zu können. Der heutige Geschäftsführer der Regiobus, Martin Grießner betonte die gute Zusammenarbeit mit den privaten Unternehmern.

„Sowohl mit den privaten Partnern als auch den Kommunen ziehen wir an einem Strang, und wir haben Ideen für den Raum Ziesar“, sagte Grießner.

Dabei verwies er auf eine „On Demand“ -Lösung also einen Bestellbus nach Bedarf oder auch auf das ab 2026 als Projekt in der Erprobung startende Vorhaben eines autonom fahrenden Busses zwischen Wiesenburg und Reetz. Bei Erfolg könnte es ausgebaut werden. Denn, so Grießner, der Fachkräftemangel macht sich auch bei dem kommunalen Unternehmen bemerkbar.

Der 1. Beigeordnete des Landkreises, Steven Koch ist sich der Herausforderungen im ÖPNV bewusst und auch der Probleme. „Uns ist die Akzeptanz wichtig. Wir freuen uns über die stabile und gute Kooperation mit privaten Busunternehmen zum Vorteil der Fahrgäste in Potsdam- Mittelmark. Mit unserem Nahverkehrsangebot erreichen wir damit heute einen hohen Qualitätsstandard“, ist Koch überzeugt.

Hans-Juergen Henning
Hans-Juergen Henning (rechts) als Schaffner

Hans-Jürgen Henning kam als Schaffner daher. „Im Ruhestand hat man Zeit dafür. Ich würde aber gerne betonen, dass wir nicht gegen das Auto sind, aber es wäre schön, wenn wir den Zweit- und Drittwagen überflüssig machen könnten und die Kinder nicht auf ein Oma-Taxi angewiesen sind“, so Henning.

Ein Wunsch, den auch der Kreistagsabgeordnete Manfred Geserick hat. Der ehemalige Schulleiter der Zieseraner Schule hofft auf Verbesserungen im ÖPNV ab 2024, damit die Museen und die Stadt auch an den Wochenenden und in den Abendstunden noch erreicht werden können.

„Wir arbeiten an einer Überplanung im Gebiet Ziesar, Buckau, Görzke, die Fördermittel sind beantragt, allerdings ist schon klar, dass Personal fehlen dürfte“, sagte Anke Wollweber, die Leiterin des Verkehrsmanagements des Landkreises Potsdam-Mittelmark.

Klar ist, dass der Nahverkehrsplan in der Überarbeitung ist und wie aus dem Kreistag zu hören auch weitere Verbesserungen bringen könnte.

Die Vorsitzende des Zieseraner Heimatvereins, Silvia Zimmermann erinnerte kurz an die Geschichte der Bahn und der Gegenwart des Bahndamms.

„Als der Zugverkeher 1911 startete jubelte man in Görzke und entlang der Strecke, da man darin einen Anschluss ans Leben sah und als 100 Jahre später auf dem Bahndamm 2011 ein Radweg entstand jubelte man wiederholt, der Radweg wird gut genutzt, jetzt hoffen wir auf eine Verlängerung bis Wusterwitz“, so die Heimatvereinsvorsitzende.

Vor der Bischofsburg die Busse alt und neu
Vor der Bischofsburg die Busse alt und neu © Schwinzert

(Artikelfoto: © regiobus PM)