Gewässerkonzept entzweit die Bürger im Fläming Trockenheit, Renaturierung und "nasse Enteignung"
(Andreas Koska)
Das Gefühl, dass der aktuelle Sommer total verregnet sei, kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass Brandenburg versteppt, die Seen immer mehr an Wassermenge verlieren und das Grundwasser immer tiefer sinkt. Die vergangenen drei Sommer waren viel zu trocken und die Speicher sind auch durch die diesjährigen Niederschläge noch längst nicht aufgefüllt.
Neben der Dürre sind Starkregen ein weiteres immer häufiger auftretendes Ereignis. Dabei muss es nicht wie im Ahrtal oder Slowenien zu Katastrophen kommen. Man spricht vom Starkregen bei Regenmengen von 15 l bis über 40 l in der Stunde. Neben Überschwemmungen kann es zu einer Überlastung der Kanalisation führen. Die Niederschläge können nicht zum Grundwasser vordringen, da die Böden ausgetrocknet sind und das Wasser abweisen.
Der Fläming und die Zauche sind eher wasserarme Regionen, darauf weist schon allein der aus dem Slawischen stammende Name „Zauche“, er bedeutet „trocken“.
Die Plane verbindet beide Regionen. Der Fluss entspringt in Raben und mündet rund 60 km weiter bei Brandenburg in den von der Havel gespeisten Breitlingsee.
Die Plane wurde im Zuge der Melioration begradigt, so dass es das ehemalige Planebruch gar nicht mehr gibt, wenn auch eine Gemeinde an dem Flüsschen so heißt.
Der Fluss ist in den letzten Jahren schon kurz hinter Golzow trockengefallen. Das Schöpfwerk bei Freienthal ist schon seit einigen Jahrzehnten außer Betrieb. Eine Regulierung ist schon seit Jahren nicht mehr notwendig. Dabei können sich ältere Bürger noch heute daran erinnern, dass sie über die Wiesen im Winter Schlittschuh gelaufen sind.
Das störte damals vor allem die Landwirte, die die Trockenlegung begrüßten. Umso mehr Unruhe kommt im Augenblick auf, da ein Gewässerentwicklungskonzept (GEK) für die Plane und Buckau in Erarbeitung ist. Die europäische Wasserrahmenrichtlinie fordert das Konzept.
Die Wehre und Stauanlagen sollen abgebaut oder umgangen werden, Plane, Buckau und der Verlorenwasserbach sollen in ihr altes Bett zurück und wieder mäandern dürfen, der Lachs und die Forelle ungehindert bis zu den Oberläufen der Flüsse gelangen. Vor allem bei den Landwirten stoßen die Pläne auf erbitterten Widerstand. “Es ist eine ‘nasse Enteignung'”, heißt es in einer Stellungnahme des Kreisbauernverbandes Potsdam-Mittelmark (KBV).
Als erste Maßnahme sollen entlang der Flüsse und Fließe Gewässerrandstreifen in einer Breite von zehn Metern entstehen. die landwirtschaftlich nicht genutzt werden dürfen. Die Landwirte befürchten eine Vermoorung und Vernässung der Belziger Landschaftswiesen und lehnen das Konzept ab.
Seit inzwischen zwölf Jahren wird an dem Konzept gearbeitet. Die Pläne sehen im Detail folgendes vor:
So denkt man an eine Umverlegung der Plane zwischen dem “Schwarzen Wehr” in Golzow und Göttin. Gleiches gilt für den Belziger Bach zwischen Fredersdorf und Schwanebeck, dabei sollen auch die Reste einer alten Mühle, die den Durchfluss behindern, entsorgt werden. An der Buckau zwischen Görzke und der Mündung soll an den dort befindlichen Mühlen ein freier Durchfluss für Fische eingerichtet werden. An der Herrenmühle soll die Buckau in den Mühlengraben umgeleitet werden, da der Besitzer wohl keine Wasserrechte hat und auch die Friesdorfer Mühle, hier gibt es ein Sägewerk, würde vom Wasser des Verlorenwasserbachs abgekoppelt werden. Nicht nur für die Landwirte, auch für die an Plane und Buckau ansässigen Fischereibetriebe könnte es zu einschneidenden Eingriffen kommen. “Alle Stauanlagen beziehungsweise die Bewirtschaftungen der Bauwerke unter dem Aspekt einer Sicherung der Rentabilität der ansässigen Fischereianlagen stellen eine massive Gewässerbelastung dar. Die Wasserentnahmen aus den Gewässern sind so erheblich, dass über lange Zeiträume das komplette Wasserdargebot für die Fischproduktion entnommen wird”, heißt es in dem Konzept zu den Stauanlagen an der Werdermühle, in Locktow oder Komthurmühle. “Mit Hilfe einer Konzeptionellen Planung soll eine mittel- bis langfristige Umstrukturierung der fischereilichen Bewirtschaftung der Plane unter Berücksichtigung der gewässerökologischen Anforderungen vorbereitet werden”, stellt man etwas verklausuliert im Konzept fest.
In einem Interview geht Michael Klenke (SPD), promovierter Ingenieur und Wasserplaner, mit uns auf diese und weitere Themen ein. Klenke war unter anderem Mitglied in der vom Landkreis einberufenen Arbeitsgruppe „Wasser“. Unter der Leitung von Elke Seidel (Grüne) haben neben Klenke auch der Vorsitzender des Kreisbauernverbandes Potsdam-Mittelmark, Jens Schreinicke (CDU), daran teilgenommen. So hatten alle Seiten, Landwirtschaft und Umweltschutz, eine Stimme im Gremium.