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ADFC Hoher Fläming Für bessere Radwege

Frank Friedrich ist Mitbegründer der ADFC-Regionalgruppe „Hoher Fläming“ und kümmert sich in der Stadtverwaltung Bad Belzig um das Thema „Radmobilität“. Mit ihm sprach Fläming365-Mitarbeiter Andreas Koska.

Frank Friedrich

Was war der Grund, eine Ortsgruppe des ADFC zu gründen?

Frank Friedrich: Was der ADAC für die Autofahrer, ist der ADFC für die Radfahrer: Die Interessenvertretung. Dass dies notwendig ist erkennt man schon an einem einzigen Fakt: der Radfahreranteil am täglichen Verkehr beträgt in Bad Belzig etwa zehn Prozent, mittelfristig soll er auf zwanzig Prozent steigen, aber im öffentlichen Verkehrsraum der Stadt gibt es keinen einzigen selbstständigen Radweg! Die Radfahrer müssen sich die Flächen mit den Fußgängern teilen oder auf die Straße ausweichen. Das ist nicht zeitgemäß und auch nicht sicher. Deshalb braucht es diese Lobbyarbeit. Aber die wirkt nur aus einer größeren Gruppe. Dass es bereits mehrere ADFC-Mitglieder im Fläming gibt, war schon bekannt. Aber mit der Gründung einer Regionalgruppe im Fläming können wir unsere Interessen gegenüber den Kommunen und dem Landkreis viel wirkungsvoller vorbringen.

Wie viele Mitglieder hat die Gruppe, und wo sieht sie ihre Aufgaben?

Fahrradvermietung am Bahnhof in Bad Belzig
Fahrradvermietung am Bahnhof in Bad Belzig

Frank Friedrich: An der Gründungsveranstaltung haben 5 ADFC-Mitglieder teilgenommen. Wir bauen jetzt die Strukturen einer Regionalgruppe auf und werden ein Mitgliederverzeichnis aufbauen. Dort können sich in Zukunft weitere AFDC-Mitlieder mit Wohnsitz im Fläming eintragen oder uns schon jetzt per E-Mail an hoherflaeming@brandenburg.adfc.de eine Mitteilung schicken, um künftig informiert zu werden. Bereits seit Anfang des Jahres hat die Gruppe in mehreren Erkundungstouren die Sicherheit und Qualität der Radverbindungen innerhalb des Stadtgebietes unter die Lupe genommen und daraus eine Karte der wichtigsten innerstädtischen Radrouten erstellt und mit einer Aufstellung von Mängeln versehen und Vorschläge zur Verbesserung beigefügt. Unser Ziel ist es, die Kommunalpolitik und die Stadtverwaltung für die Notwendigkeit der Steigerung des Radverkehrsanteils zu sensibilisieren und bei der Umsetzung zu unterstützen. Und letztlich wollen wir natürlich alle unsere Nachbarn davon überzeugen und dafür begeistern, dass Bad Belzig – und der Fläming insgesamt – sich ideal eignet, das Rad zur echten Alternative im Alltagsverkehr zu machen – wenn die Bedingungen geschaffen werden.

Viele Bad Belziger denken darüber nach sich ein Lastenfahrrad anzuschaffen, einige haben es schon. Wäre das auch eine Möglichkeit für die Verwaltung, um bestimmte Wege statt mit dem Wagen mit dem Rad zu erledigen?

Frank Friedrich: Kein Witz: läuft schon. Bereits seit längerer Zeit steht auf dem Hof des Rathauses ein Dienstfahrrad, weitere werden in den nächsten Wochen hinzukommen. Vor allem für kurze Wege innerhalb des Stadtgebietes ist das nicht nur klimaschonender, sondern auch schneller. Auch für die Bauhofflotte gab es Überlegungen, dort sind aber meist mehrere Kollegen gleichzeitig unterwegs und haben zudem diverse Arbeitsgeräte zu transportieren, dass wir vorerst noch nicht auf Lastenräder umsteigen werden. 

Können sie sich vorstellen, dass Bad Belziger Geschäftsleute ihre Lieferungen mit einem Lastenrad erledigen, die Wege in der Kreisstadt sind ja recht übersichtlich?

Frank Friedrich: Das ist ein bereits an mehreren Orten erfolgreich umgesetztes Projekt. Meist sind es nicht die Geschäftsleute selbst sondern ein extra Lieferdienst, der dies als Geschäftsidee umsetzt und so mehrere positive Effekte bündelt: lokal Händler stärken, ein neues, kleines Liefergeschäft aufbauen und Autoverkehr vermeiden. Und ich bin sicher, das klappt auch in Bad Belzig, obwohl der Fläminger etwas Neues ja meist sehr kritisch sieht.

Wäre eine kommunale Ausleihstation für Lastenräder in Bad Belzig möglich?

Frank Friedrich: Eine solche Projektidee gibt es bereits. Gemeinsam mit dem Landkreis Potsdam-Mittelmark planen wir die Errichtung sogenannter Mobilstationen am Fläming Bahnhof in Bad Belzig und am Coconat in Klein Glien. Diese Stationen sollen künftig diverse alternative Mobilitäts- und Serviceangebote vor allem für Pendler bereithalten, damit noch mehr Leute vom Auto auf den ÖPNV umsteigen. Und zu dem Angebot werden auch Leih-Lastenräder gehören. Geplant ist die Realisierung des Projektes im nächsten Jahr.   

Was würden Sie sich für die Fahrradinfrastruktur in Bad Belzig wünschen?

Überfüllte Fahrradständer am Bahnhof Bad Belzig

Frank Friedrich: Wir haben hier ideale Voraussetzungen, das Fahrrad zum Alltagsverkehrsmittel Nr. 1 zu machen: Die maximale Ausdehnung der Stadt ist fünf Kilometer, die meisten Ortsteile liegen in einem Radius von zehn Kilometer um die Stadt, alles Fahrradentfernungen. Und auch die Steigungen sind eigentlich kein Problem. Was es braucht, ist zuallererst ein Umdenken im Mobilitätsverhalten:

  • Muss ich das Auto nehmen, wenn ich nur innerhalb der Stadt unterwegs bin?
  • Ist es nicht besser, das Rad für den Weg zu nutzen?
  • Radfahren ist gesünder und fördert die Fitness!
  • Radfahren stößt kein CO-2 aus und verursacht keinen Lärm!
  • Das Fahrrad braucht wesentlich weniger Platz im öffentlichen Raum, der alternativ für Treffpunkte und Aufenthaltsplätze genutzt werden könnte.

Was ich mir also wünschen würde, wäre, dass Radfahrer im öffentlichen Raum so viel Platz und Angebote bekommen, wie es für das Auto von jeher geschaffen wurde und dass wir alle uns diesen öffentlichen Raum friedlich teilen.

Vielen Dank für das Gespräch.